Rekordzugriffe auf Integreat-Apps

28 Städte und 48 Landkreise haben die von Tür an Tür entwickelte App Integreat seit 2016 eingeführt. Die Idee zur App entstand 2015 gemeinsam mit dem Sozialreferat der Stadt Augsburg und Matthias Schopf-Emrich, Gründungs- und Vorstandsmitglied von Tür an Tür. Die Idee: die wichtigsten lokalen Informationen in der Muttersprache vermitteln ohne einen zu großen Übersetzungs- und Kostenaufwand. Der anfängliche Kooperationsgedanke mehrerer Integrationsakteure wurde zum Markenkern des Angebots und auf weitere Städte und Landkreise ausgeweitet. Integreat ist mittlerweile ein Netzwerk von dem alle partizipierenden Kommunen profitieren. Gemeinsame Inhalte, geteilte Übersetzungskosten, keine doppelten Entwicklungen sorgen für den Erfolg des Projekts, der sich auch in den Zahlen niederschlägt.

1,7 Millionen Zugriffe verzeichnete die Integreat-App im Jahr 2021, mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr. Auch und vor allem durch die Pandemie wurden vielfältig Informationen zu Corona, zum Impfen und aktuelle 7-Tages-Inzidenzen abgerufen. Für eine bessere Wirkungsmessung erhalten alle Städte und Landkreise monatlich eine Auswertung ihrer eigenen Zugriffszahlen, aufgeteilt auf Sprache und Zugriffstag. So wird deutlich wann die Menschen auf mehrsprachige Inhalte zugreifen und ob dies außerhalb von Beratungstagen oder durch Beratungsstellen selbst in der Arbeitszeit erfolgt.

Einführung von Tür an Tür begleitet

Bei Workshop-Formaten wie hier im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sammeln bis zu 100 Integrations-Expertinnen und Experten Inhalte und Ideen für die App

Entschließt sich eine Stadt oder ein Landkreis für die Einführung von Integreat dauert dies rund ein halbes Jahr, bis die App live geschaltet werden kann. Dazwischen finden Workshops und Schulungen mit dem Team von Tür an Tür statt. Fünf Personen bei Tür an Tür kümmern sich bundesweit um die Betreuung und Koordination der Einführungen. Mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark ist zum Jahresende auch der erste Landkreis in Brandenburg gestartet.

Während der Pandemie wurden die meisten Termine digital durchgeführt sowie Workshops und Schulungen ebenfalls in elektronische Formate überführt. Auch die Bewerbung und Bekanntmachung der App hat sich durch die Pandemie in vielen Kommunen gewandelt. Social Media-Formate werden immer beliebter und besonder das Ausspielen von fremdsprachiger Werbung bei fremdsprachigen Nutzerinnen und Nutzern auf Instagram und Facebook (sogenanntes Social Paid Marketing) funktioniert äußerst effektiv, wenn es richtig gemacht wird. Seit Dezember 2021 sind Städte und Landkreise bei der Einführung von Integreat daher auch verpflichtet ein Social Paid-Budget von 1.000 Euro bereitzustellen, dass in den ersten 30 Tagen für die digitale Bewerbung genutzt wird.

Herausforderungen im Jahr 2022

Zielgruppengerechte Kommunikation erfordert nicht nur mehrsprachige Inhalte, sondern auch Aktualität und eine hohe Qualität der Inhalte. Gemeinsam mit Partner soll die Verständlichkeit von Texten quantitativ messbar gemacht werden und Übersetzungskosten soweit es ohne qualitative Einschränkungen möglich ist, reduziert werden. Gleichzeitig sollen auch Schnittstellen zur Bundesagentur für Arbeit (KURSNET) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF NAvI) ausgebaut werden. Die Hürden sind hoch, denn beide Behörden sind aufgrund von veralteten Regularien aktuell noch nicht bereit ihre Daten der Allgemeinheit und somit auch der Verarbeitung durch die Integreat-App zu überlassen. Ebenfalls im Fokus ist der Funktionsumfang der App. Eine Kartenfunktion ohne die Nutzung von amerikanischen Diensten, um das Datenschutzniveau weiterhin so hoch wie möglich zu halten, ist bereits in der Testphase und soll im Sommer 2022 ausgerollt werden. Mehr Informationen dazu im Integreat-Blog.

Lunes. Die kleine Schwester von Integreat

Die Sprachlern-App Lunes ist kostenlos und hilft beim Erlernen von Fachwörtern.

Durch ein Pilotprojekt im Kreis Olpe, das sich aus einer Anfrage zur Integreat-App ergeben hat, ist 2021 die Sprachlern-App Lunes entstanden. Das von Tür an Tür im September 2021 übernommene Projekt wurde zuerst gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und einer ehrenamtlichen Gruppe aus Augsburg entwickelt. Ziel ist es berufliches Vokabular spielerisch zu vermitteln. Die App umfasst mittlerweile über 1500 bebilderte Vokabeln für fast 30 Ausbildungsberufe.

Seit diesem Monat können auch Sprachschulen, Organisationen und Unternehmen eigene Vokabelbereiche in Lunes erstellen, die dann – zwar nicht öffentlich – aber für alle Nutzenden der jeweiligen Organisation durch die Eingabe eines Zugangscodes zur Verfügung stellen. Mit den Malteser Werken und der Altenhilfe der Stadt Augsburg wurden außerdem zwei weitere Kooperationspartner gewonnen, die die Entwicklung und das Lern-App-Projekt vorantreiben. Ziel ist es bis Jahresende 100 Berufe abzudecken und die App in weiteren Teilen des Landes zu platzieren und zu etablieren. Mehr Informationen dazu auf www.lunes.app.