Manzobrunnen

Königsplatz – Geschichten aus Bronze, Migration und einem verschwundenen Stadttor

Manzú-Brunnen 

Wer ist eigentlich die Frau am Königsplatz? Und was hat sie mit der Migrationsgeschichte zu tun?

Bei gutem Wetter sieht man oft spielende Kinder um den sogenannten Manzù-Brunnen und abends trifft sich hier die Augsburger Jugend. Die Spuren der Migration sind nicht direkt, aber wir können einige Verbindungen finden.

Die Frauenfigur aus Bronze, die die Jugendlichkeit der Stadt verkörpern soll, wurde vom italienischen Bildhauer Giacomo Manzù (1908-1991) geschaffen. Der in Rom geborene Künstler war weltweit für seine Skulpturen bekannt und wurde auch in der Sowjetunion hochgeschätzt. Aber warum?

Als Kommunist schuf Manzù1970 ein Lenin-Denkmal, das heute auf der Insel Capri steht. 1966 wurde er zum Ehrenmitglied der Sowjetischen Kunstakademie ernannt und stellte seine Werke in Ausstellungen in Moskau und Leningrad (heute: Sankt Petersburg) aus. Nach seiner letzten Werkschau Ende der 1980er Jahre schenkte er ca. 30 Arbeiten der Eremitage, dem wichtigsten Museum in St. Petersburg. Dazu zählen Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen. Ähnliche Bronzeplastiken wie in Augsburg begrüßen die Besuchende am Eingang der Sammlung für moderne Kunst im Generalstabsgebäude der Eremitage.

Die Augsburger Brunnenfigur wurde der Stadt 1985 zu ihrem 2000jährigen Jubiläum von Augsburger Unternehmen geschenkt und auf dem Platz eines ehemaligen Stadttors errichtet.

 

Gögginger Tor 

Das sogenannte “Gögginger Tor”, erbaut im 14. Jahrhundert, war im Mittelalter für die jüdische Bevölkerung aus den nahegelegenen Dörfern wie Kriegshaber der einzige Eingang in die Stadt. Damals war es der Jüd*innen nicht erlaubt, in der Freien Reichsstadt Augsburg zu wohnen; sie durften dort jedoch ihre Geschäfte betreiben.

Heute stammt der größte Teil der jüdischen Gemeinde aus der ehemaligen Sowjetunion und spricht neben Deutsch auch Russisch, Ukrainisch und viele andere Sprachen.

Im 19. Jahrhundert wurde das Gögginger Tor und die angrenzende Stadtmauer abgerissen, um einen freien Zugang zum Hauptbahnhof zu schaffen. Es entstand der Königsplatz, an dem sich heute alle Straßenbahnlinien treffen. Namentlich wurde der Platz dem bayerischen König Ludwig II. gewidmet, der Erlaubnis für den Abriss des Stadttors gab.