Geschichte
Die Arbeit von „Tür an Tür“ begann 1992 mit der Planung einer Modellwohnanlage für Studierende und Geflüchtete in Augsburg. Der Name Tür an Tür entstammt der Idee, dass Studierende und Geflüchtete „Tür an Tür“ nebeneinander wohnen. Diese Idee mündete 1999 in die Übernahme, Sanierung und Erweiterung des Europadorfs in Hochzoll, in dem Familien mit unterschiedlicher Herkunft in 36 Wohnungen leben.
1994 brachte „Tür an Tür“ seine Themen mit anderen Augsburger Initiativen durch eine „Plakatdebatte“ stadtweit bei den Landtags- und Bundestagswahlen ins Gespräch.
Im Juni 1995 erreichte der Verein die Wiedereröffnung des Augsburger „Wohnbüros“, einer Beratungsstelle für sozial benachteiligte Wohnungssuchende. Wegen fehlender Zuschüsse musste die Einrichtung nach vier Jahren geschlossen werden.
Tür an Tür-Aktive im Augsburger Wohnbüro
v.l.n.r: Matthias Schopf-Emrich, Brigitte Jacklin, Margrit Wucher, Thomas Körner-Wilsdorf, Alfons Mayer, Alfred Jacklin und Wolfgang Krell
1996 veröffentlichte Tür an Tür das Diskussionspapier „Mindeststandards für die Unterbringung von Flüchtlingen in Bayern“, das 2010 aktualisiert wurde.
Seit 1997 ist der Verein Herausgeber der Straßenzeitung „Riss – Augsburgs Zeitung für soziale Themen“.
Im November 1997 wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission die „Beratungsstelle für die Integration ausländischer Flüchtlinge“ eröffnet. Tür an Tür erweiterte im Jahr 2000 das Angebot um die Bereiche „Freiwilligenarbeit“ und „Bildung und Arbeit“. In Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Augsburg entstand daraus 2002 das Augsburger „Beratungs- und Integrationszentrum für Flüchtlinge“. Seit 2008 wird es als Zentrum für Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund Träger übergreifend geführt.
2003 koordinierte „Tür an Tür“ die Veranstaltungsreihe „Auf Augenhöhe – interkulturelle Begegnungen im Raum Augsburg“.
Seit 2004 ist Tür an Tür e.V. Mitveranstalter und Teilnehmer beim Karneval der Welten der Werkstatt Solidarische Welt e.V. – unter anderem gestaltet der Verein die Plakatdebatte auf dem Rathausplatz.
Im Januar 2005 wurde die „Tür an Tür – Integrationsprojekte gGmbH“ gegründet, die zahlreiche Projekte u.a. zur beruflichen Qualifizierung von Geflüchteten und zur Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse in Deutschland angestoßen hat.
2007 wird Tür an Tür 15 Jahre alt (Pressebericht auf www.augsburger-allgemeine.de)
Der Verein Tür an Tür e.V. erhielt 2010 den Sozialpreis der Bayerischen Landesstiftung. „Das Ziel, Flüchtlinge nicht als Sozialfälle, sondern als Menschen mit persönlichen Schicksalen, die ihre Heimat und ihre Wurzeln verloren haben, zu sehen, hat in den vergangenen 18 Jahren nicht an Bedeutung verloren“, hieß es in der Würdigung der Preisträger.
Die Straßenzeitung Riss wurde im November 2010 zusammen mit den Straßenzeitungen BISS (München), Straßenkreuzer (Nürnberg) und Donaustrudl (Regensburg) mit dem Wilhelm-Hoegner-Preis ausgezeichnet.
Tür an Tür zog 2012 in das ehemalige Straßenbahndepot in der Wertachstraße, wo mit Partnern das „Zentrum für interkulturelle Beratung“, kurz „zib.“, aufgebaut wurde. Dort werden Geflüchtete, Immigranten, Behörden, Unternehmen und Kommunen fachkundig beraten. Sprachkurse und die Begleitung bei Behördengängen oder bei der Wohnungssuche ergänzen das Angebot für Geflüchtete.
2012 feierte der Verein Tür an Tür e.V. ebenfalls sein 20. Gründungsjubiläum. Das Programm zum Jubiläum umfasste neun Veranstaltungen zwischen Mai und Juni 2012 – darunter unter anderem ein Festakt mit einem Vortrag von Prof. Rita Süßmuth, eine Bustour zu Stationen der Vereinsgeschichte und natürlich ein buntes Fest mit Musik und Kulinarischem im Kulturpark West.
In einer früheren Busgarage auf dem Gelände errichteten Nachbarn, Geflüchtete und Jugendliche gemeinsam das „Café Tür an Tür“. Der offene Treffpunkt wird seit 2015 vorwiegend ehrenamtlich betrieben und bietet täglich ein buntes und vielkulturelles Angebot für neue und alteingesessene Augsburger.
Seit 2016 bietet die „Tür an Tür – Digitalfabrik gGmbH“ Beratung und Hilfe für digitale Lösungen im sozialen Bereich an. Entstanden ist dieser Bereich bei Tür an Tür nach dem Start der App „Integreat“, einem digitalen Alltagsguide, mit der Kommunen Geflüchtete und Freiwillige mehrsprachig mit lokalen Informationen versorgen können.
Im Mai 2017 feiert Tür an Tür den 25. Geburtstag mit vielen Aktionen und Veranstaltungen.
Für seine Arbeit erhielt „Tür an Tür“ zahlreiche Auszeichnungen, z.B. 1999 den „Förderpreis Demokratie leben“ des Deutschen Bundestags, das „Europäische Sprachensiegel 2004“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 2010 den „Sozialpreis der bayerischen Landesstiftung“ und 2013 den „Hauptpreis des Integrationspreises der bayerischen Staatsregierung“. 2016 präsentierte das Deutsche Architekturmuseum das „Café Tür an Tür“ im Pavillon der Bundesrepublik Deutschland auf der Architektur-Biennale in Venedig.