Geschichte
Die Entstehungsgeschichte
Pater Dominique Pire gründete in den Nachkriegsjahren den Verein „Hilfe für heimatlose Ausländer in Deutschland e.V.“ mit Sitz im belgischen Huy. Für seine Idee, in „Europa-Dörfern“ heimatlosen Ausländern menschenwürdigen Wohnraum zu schaffen und so gleichzeitig den Gedanken der Völkerverständigung voranzubringen, wurde der Belgier 1958 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Verschleppte Zwangsarbeiter standen, wenn sie z.B. aus dem stalinistischen Einflußbereich stammten, in ihren Herkunftsländern unter dem Pauschalverdacht der Kollaboration mit Nazideutschland. Viele konnten oder wollten nicht mehr in ihre Heimatländer zurückkehren. Die ehemaligen Zwangsarbeiter oder „Displaced Persons“ suchten nach Wegen der Weiterwanderung. Wer z.B. krank oder zu alt war, hatte keine Chance bei den Einwanderungsbehörden der USA, Kanadas und Australiens und wurde als „unbrauchbar“ zurückgewiesen. Angehörige von „Mischehen“ blieben oft aus familiären Gründen hier. Diese Menschen sollten in Europadörfern eine kleine einfache Wohnung bekommen können um sich hier einzuleben. 1957 wurde dazu auch in Augsburg/Hochzoll ein Europadorf errichtet. Die ersten Bewohner stammten aus Rußland, der Ukraine, Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Diese 20 Familien mit ihren 74 Kindern hatten nun eine Basis für die Integration ins Nachkriegsdeutschland gefunden. Später wurden im Europadorf vietnamesische und laotische Boat-People, russische Juden, spanische, türkische und kurdische Flüchtlinge aufgenommen.
1999 suchte der Trägerverein nach über 40-jährigem Engagement einen Nachfolger, der die Organisation und Finanzierung der notwendigen Sanierung des Europadorfes übernehmen wollte. Es kam zu Verhandlungen mit dem Verein „Tür an Tür – miteinander wohnen und leben e.V.“, der sich seit 1992 mit unterschiedlichen Initiativen und Projekten um eine bessere Integration von Zuwanderern in Augsburg bemüht. Schließlich kam es im Oktober 1999 zum Vertragsabschluß und die zuvor gegründete gemeinnützige und mildtätige „Tür an Tür – miteinander wohnen und leben gGmbH“ kaufte das Europadorf.
Zur Geschichte des Europadorfs haben Studierende des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte der Uni Augsburg einen Dokumentarfilm gedreht: „Ein Dorf für den Frieden“