Unterstützung in der Krise: Drucker für das Home-Schooling

Einstimmig hat sich der Vorstand des Tür an Tür – miteinander wohnen und leben e.V. ausgesprochen, die Bewohnerinnen und Bewohnern in Augsburger Gemeinschaftsunterkünften mit einer zentralen Druckmöglichkeit zu unterstützen. Dabei sollen vor allem die Schülerinnen und Schüler in während des Home-Schoolings die Möglichkeit bekommen Arbeitsblätter und Lernmaterial an einem Drucker in der Unterkunft auszudrucken zu können. Die ersten Geräte wurden nun an die Bildungsbegleiter:innen des Diakonischen Werkes Augsburg vor Ort übergeben.

Die Einrichtungen bräuchten eine funktionierende digitale Grundausstattung, so der Vorstand. Dazu gehörten auch die Drucker, die nun von Tür an Tür zur Verfügung gestellt würden. Man warte nicht, bis jemand eine „Zuständigkeit vollziehe“, sondern gehe in die Vorleistung und mache das.So werde der Satz: „Niemand darf zurückbleiben“ ganz praktisch mit Leben erfüllt. “Natürlich hoffen auch wir auf die Rückkehr in die Normalität. Allein unser Café Tür an Tür ist besonders im Frühjahr und Sommer eine der Anlaufstellen für viele Geflüchtete in Augsburg – zum Lernen, für die Beratung und ein besonnenes Miteinander. Solange wir dort eingeschränkt sind, legen wir unser Augenmerk nochmal verstärkt auf die Bedarfe in den Unterkünften ”, sagt Helmut Schwering, Mitglied im Vorstand des Vereins.

Seit dem Frühjahr/Frühsommer des vergangenen Jahres ist die Situation der schulpflichtigen Kindern in staatlichen Asylunterkünften – spätestens mit Beginn eines pandemiebedingten, flächendeckenden home-schoolings – geprägt von nicht vorhandenem oder unzureichendem WLAN, von nicht vorhandener Technik sowie fehlender Einführung und Begleitung mit Blick auf die Nutzung der zeitweise überwiegend digitalen schulischen Lernangebote. In der Regel haben die Familien in den Asylunterkünften zwar Mobiltelefone, aber keine Computer oder Drucker, um digital zugesandte Lernaufgaben ausreichend nützen und bearbeiten zu können. “Viele Schüler:innen arbeiten nur mit dem Smartphone, weil sie Angst haben, dass Leihgeräte mit vielen kleinen Geschwistern zuhause kaputt gehen. Arbeitsblätter wurden z.T. notdürftig auf dem Smartphone ausgefüllt oder per Hand abgeschrieben”, berichtet eine der Bildungsbegleiterinnen.

In den vergangenen Monaten waren damit viele Kinder und Jugendliche geflüchteter Familien weitestgehend aus den digitalen Bildungsangeboten ihrer Schulen ausgeschlossen bzw. konnten nur sehr eingeschränkt daran teilnehmen. Bereits vorhandene Bildungsbenachteiligung verstärkte sich und diese Situation ist bis heute weitgehend unverändert.

Der Verein Tür an Tür setzt sich bereits seit den 90ger Jahren für Mindeststandards in staatlichen Asylunterkünften ein. Dazu zählen auch ausreichende Rückzugs- und Lernmöglichkeiten für Kinder und Jugendlichen in den Unterkünften aber auch eine ausreichende haupt- und ehrenamtliche pädagogische Begleitung, um eine Chancenverbesserung und ausreichende Bildungsteilhabe zu ermöglichen. Diese Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen sind weiterhin nicht eingelöst und mit der aktuellen Situation bilden sich bereits vorhandene strukturelle Defizite und die Bildungsbenachteiligung von Geflüchteten noch deutlicher ab.

Mit seinem aktuellen Engagement für regelmäßiges WLAN in allen Asylunterkünften und der Unterstützung bei der Beschaffung von erforderlicher Hardware will Tür an Tür einen konkreten Beitrag zur Verbesserung dieser Situation beitragen. Davon unabhängig bleibt die Forderung nach ausreichenden Lebensbedingungen und Mindeststandards in den bayerischen Asylunterkünften. “Gerade in Pandemiezeiten sind wir aufgerufen zu helfen, wo es uns möglich. Besonders bei digitalen Themen sind wir in letzter Zeit immer wieder aktiv geworden u.a. bei der Beschaffung von Computern zum Lernen oder dem Thema WLAN”, so Matthias Schopf-Emrich, Vorstand bei Tür an Tür.

Ein besonderes Augemerk hat Tür an Tür dabei auch auf die laufenden Kosten der Drucker gelegt. Etwa 1,21 ct kostet jeder Ausdruck inkl. Papier (0,41 ct für Toner, 0,80 ct pro Seite Papier). Die Refinanzierung obliegt den Bildungsberatungen z.T. mit Einbindung der Bewohnerinnen und Bewohnern selbst. Zum Einsatz kommen Brother Laserdrucker (Modell: HL L2375DW), die aufgrund ihrer günstigen Druckkosten und einfachen Handhabung aktuell auch in vielen Impf- und Testzentren im Einsatz sind. “Uns war wichtig, dass wir nicht nur einfach die Drucker kaufen, sondern auch das Konzept u.A. zur Bedienung und Refinanzierung der laufenden Kosten direkt von Anfang an Mitdenken”, skizziert Daniel Kehne, der das Projekt technisch mitgebegleitet.

Auch weitere Gemeinschaftsunterkünfte in der Region Augsburg könnten in Zukunft noch mit einem Druckangebot versorgt werden. Wie zeitnah dies geschieht ist vor allem von der Unterstützung und den Rahmenbedingungen vor Ort abhängig.