Podiumsdiskussion beleuchtet Herausforderungen und Handlungsbedarfe
Seit 2011 haben sich verschiedene Träger wie Diakonie, Caritas und Tür an Tür zum Augsburger Forum Flucht und Asyl (AFFA) zusammengeschlossen. Es dient dem Informationsaustausch, der Bearbeitung gemeinsamer Themen und der Verabredung gemeinsamer Aktionen. Das Forum trifft sich alle zwei Monate – immer am letzten Dienstagabend eines ungeraden Monats.
Am 26. Februar 2025 fand im S-Forum der Stadtbücherei Augsburg die Podiumsdiskussion „Kinderrechte für alle! Aufwachsen in Unterkünften für geflüchtete Menschen“ statt. Die Veranstaltung brachte Expert*innen aus Praxis und Politik zusammen, um die Situation geflüchteter Kinder in Unterkünften zu beleuchten und Lösungsansätze zu diskutieren.
Kinderschutz in Unterkünften: Ein oft vernachlässigtes Thema
Laut der UN-Kinderrechtskonvention haben alle Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Aufenthaltsstatus, das Recht auf Schutz, Bildung und eine sichere Umgebung. Doch die Realität sieht oft anders aus. Eng belegte Unterkünfte, fehlende Privatsphäre, mangelnde Kinderbetreuung und kaum Räume für Bildung und Freizeit prägen den Alltag vieler geflüchteter Kinder.
Elisabeth Lehner vom Diakonischen Werk Augsburg, die sich im Projekt „Märchen gegen Trauma“ für traumatisierte Kinder engagiert, berichtete auf dem Podium von zunehmenden Herausforderungen: „Schon immer gab es in Unterkünften wenig Platz und Privatsphäre, aber in den letzten Jahren hat sich die Situation noch verschlechtert.“ Der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen und die schwierige medizinische Versorgung erschweren es geflüchteten Familien, ihren Kindern eine stabile Umgebung zu bieten.
Hürden bei der Kinderbetreuung und Bildung
Ein Beispiel für gezielte Unterstützung stellte Saskia Heilemann vor. Im Projekt Take Off! wird Frauen mit eigener Migrationserfahrung dabei geholfen, geeignete Betreuungsplätze für ihre Kinder zu finden. Doch gerade geflüchtete Familien stoßen auf hohe Hürden, obwohl ihre Kinder besonders von frühkindlicher Bildung profitieren würden. Neben Spracherwerb spielt hier auch der Schutzaspekt eine Rolle.
Auch die schulische Unterstützung bleibt oft auf der Strecke. Julia Hackeneß, Bildungsbegleiterin in verschiedenen Unterkünften, schilderte die prekäre Situation vieler Kinder: „Ihre Lebensumstände sind geprägt von Stress und Unsicherheit. Viele übernehmen Verantwortung, die eigentlich nicht ihrem Alter entspricht.“ Dabei sei es essenziell, dass Kinder nach der Schule einen sicheren Raum zum Spielen und Lernen finden.
Politische Verantwortung und Handlungsbedarf
Die Stadt Augsburg verfolgt mit ihrem Konzept der dezentralen Unterbringung ein Modell, das Schutz und Integration fördern soll. Sozialreferent Martin Schenkelberg betonte, dass „Unterkünfte mit maximal 90 Bewohner*innen bessere Bedingungen für Kinder schaffen als große Sammelunterkünfte.“ Dennoch fehlt es bislang an verpflichtenden Kinderschutzkonzepten für diese Einrichtungen.
Ein Beispiel für die Auswirkungen der Unterbringungspolitik schilderte Ayca Gürer, die mit ihrem dreijährigen Sohn aus der Türkei geflohen war und in einer Gemeinschaftsunterkunft lebte: „Mein Kind fragte mich immer wieder: ‚Warum wohnen wir bei Menschen, die wir nicht kennen?'“ Solche Erfahrungen verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Lebensbedingungen geflüchteter Kinder aktiv zu verbessern.
Nachhaltige Unterstützung ist gefragt
Die Veranstaltung zeigte eindrücklich, dass es dringend verbindliche Konzepte und mehr Unterstützung für geflüchtete Kinder braucht. Die Diakonie Augsburg hat jahrzehntelang Hausaufgabenhilfe mit Ehrenamtlichen organisiert – doch mangels Regelförderung kann dieses Angebot nicht mehr in der ursprünglichen Form bestehen.
Die Podiumsdiskussion war bereits die dritte Veranstaltung der Reihe „Praxis trifft Politik“ von AFFA. Diesmal wurde sehr deutlich, dass die Gesellschaft und die Politik mehr Verantwortung übernehmen müssen, um geflüchteten Kindern ein sicheres und kindgerechtes Aufwachsen zu ermöglichen. Themen des nächsten Treffens sowie Protokolle vergangener Sitzungen finden sich auf der Webseite des Forums.