Das inklusive Wir in Augsburg

Eine wehrhafte demokratische Stadtgesellschaft braucht das Bewusstsein eines inklusiven „Wir“. Sie braucht das Wissen, dass Migration und Integration natürliche Prozesse waren und sind, die die Stadtgesellschaft gestärkt und diese aktiv mitgestaltet haben und dies auch in Zukunft tun werden. Migration ist kein Sonderfall in der Geschichte, sondern historisch gesehen Bestandteil von Entwicklung und Fortschritt. Ziel des Projektes „Das inklusive Wir in Augsburg“ (DIWA)“ ist es, mit 14 unterschiedlichen Teilprojekten nachhaltige Strukturen für ein solches Narrativ zu schaffen. Hierbei gilt es zum einen retroperspektiv zu arbeiten: Was ist der Beitrag von Migration und Integration in der Stadt und wie kann dieser sichtbar gemacht und für zukünftige Generationen gesichert werden? Die zweite Linie betrifft zum anderen die Gegenwart und somit die „Öffnung der Aufnahmegesellschaft“ – wie kann das Wissen um ein inklusives Wir, um ein gemeinsames Narrativ, sowohl in Verwaltung und Schulen, als auch in Einrichtungen von Migrantenorganisationen vermittelt werden? Und welche Strukturen braucht es, um neu Hinzukommende von Anfang an in dieses „Wir“ miteinzubeziehen? Darauf versucht DIWA Antworten zu finden.

DIWA wird koordiniert vom Büro für gesellschaftliche Integration Augsburg
In der Projektbroschüre erhalten Sie Einblicke in die 16 DIWA Teilprojekte.

 

Tür an Tür ist für folgende Teilprojekte verantwortlich:


Meine Stadt – Meine Geschichte
neue Formate einer Stadtführung

Haben Sie schon von der Liebesgeschichte zwischen der „Beute-Türkin“ Maria Anna Augusta Coelestina Fatma und Graf Castell gehört, die im 18. Jahrhundert im Höhmann-Haus gelebt haben? Kennen Sie die Türkenuhr im Maximilian Museum?

Wussten Sie, dass Katharina II. ihr Silbergeschirr in Augsburg anfertigen ließ? Und dass St. Anna, St. Gallus und St. Antonius orthodoxe Migrant*innen beherbergt haben?

Bei den neu entwickelten Formaten der Stadtführungen geht es nicht nur darum Augsburger Sehenswürdigkeiten auf Russisch oder Türkisch vorzustellen. Es geht vielmehr darum die Spuren anderer Kulturen und die der eigenen in der Stadtgeschichte zu entdecken. Eine Bereicherung, nicht nur für Menschen mit Einwanderungsgeschichte!

  • Augsburg mit seinen Sehenswürdigkeiten kennenlernen,
  • gemeinsam türkeistämmige oder russischsprachige Spuren in Augsburg entdecken
  • und umgekehrt die Verbindungen zu den jeweiligen Ländern,
  • die türkeistämmige oder russischsprachige Einwanderungsgeschichte beleuchten
  • und mit der Gegenwart abgleichen.

 

Für Interessierte: Hören Sie hier den Radio Beitrag vom Bayerischen Rundfunk zu unseren Stadtführungen (ab Minute 13:25).

Hier können Sie unsere Flyer „Türkischeistämmige Spuren in Augsburg“ und „Russischsprachige Spuren in Augsburg“ downloaden.

 

Ansprechpartnerin:

Sevda Kolkiran

Tel. +49 (821) 907 99 704

Mobil +49 (0)1578 06 12 725
sevda.kolkiran@tuerantuer.de


Medien Fit in einer diversen Aufnahmegesellschaft

Medien kommt bei der Ansprache der Gesellschaft und der Entwicklung eines „inklusiven Wir“ eine Schlüsselrolle zu: Form und Inhalte ihrer Berichterstattung haben einen starken Einfluss auf die Wahrnehmung und Meinungsbildung der Nutzer*innen. In einer inklusiven Gesellschaft, sollte sich die vielfältige Stadtgesellschaft daher in der medialen Welt sowohl im Personal als auch in den Inhalten widerspiegeln. Da dies in der Regel jedoch noch nicht der Fall ist, dominiert eher eine trennende und problematisierende Aufassung die Berichterstattung.

Im zurückliegenden AMIF-Projekt wurden 340 Augsburger*innen mit Migrationshintergrund zu ihrer Mediennutzung befragt, wobei eine Daten-Grundlage auf lokaler Ebene geschaffen wurde. Parallel konnte ein exemplarischer Prozess zur kritischen Diveritätsentwicklung der Redaktion eines lokalen Kultur-Magazins begleitet werden. Beide Prozesse wurden im Rahmen einer Sonderveröffentlichung dokumentiert und unter anderem dem Fachpublikum zu Verfügung gestellt. Das Teilprojekt „Medien fit in einer diversen Aufnahmegesellschaft“ baut auf diesen Erkenntnissen auf.

Angestrebt ist es also mit dem Projekt zu einer weiteren Öffnung der lokalen Medienlandschaft beizutragen. Hierbei steht gerade auch die weitere Sensibilisierung in Bezug zu Diskriminierung, Rassismus und Diversität im Vordergrund. Dabei soll sowohl mit Medienschaffenden als auch mit Vertreter*innen der diversen Augsburger Stadtgesellschaft zusammengearbeitet werden.

 

 

Ansprechpartner*in:

Jakob Ludwig
jakob.ludwig@tuerantuer.de


Wohnen fit für Vielfalt in einer diversen Aufnahmegesellschaft

Augsburgs Bevölkerung zählt zur ärmsten Bayerns: Das zur Verfügung stehende Einkommen liegt rund 16% unter dem bayerischen Schnitt. Gleichzeitig erhöhen steigende Mieten (aktuell im Schnitt 11,43 €/m², somit 3,4€/m² über dem bundesweiten Schnitt) und stetiger Zuzug den Konkurrenzkampf um bezahlbaren Wohnraum auf einem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt. Ein Ende dieser Entwicklung ist aktuell nicht absehbar. Erfahrungen aus Projekten zur Vermittlung von Wohnraum für Migrant*innen haben gezeigt, dass diese neben strukturellen Hürden häufig mit Ängsten und Vorbehalten der Vermieter*innen konfrontiert und deswegen vom Konkurrenzkampf um bezahlbaren Wohnraum besonders stark betroffen sind. Von Seiten privater Vermieter*innen werden dabei erfahrungsgemäß immer wieder die prinzipielle Bereitschaft, aber auch große Sorgen und Bedenken zur Vermietung etwa an Neuzugewanderte geäußert.

Ziel von „Wohnen fit für Vielfalt“ ist es, diese Sorgen, Ängste und Vorbehalte abzubauen und einen diskriminierungsfreien Zugang zum Augsburger Wohnungsmarkt zu schaffen. Dafür wird an bestehende Beratungs-Strukturen, wie dem Wohnprojekt Augsburg angedockt. Um darauf aufbauende Maßnahmen und Angebote für Vermieter*innen entwickeln zu können, sollen im Rahmen einer Befragung die Sorgen und Ängste, aber auch Bedarfe und Erfahrungen von privaten Akteur*innen auf dem Wohnungsmarkt, erfasst und untersucht werden.

 

 

Ansprechpartner*in:

Corinna Höckesfeld
Tel. +49 (0)821- 907 99 730
corinna.hoeckesfeld@tuerantuer.de


Fit für neue Fachkräfte – „aktiv Ankommen“ bedarfsorientierte Willkommenkultur in der städtischen Altenhilfe

Am 1.3. 2020 tritt das neue Fachkräftezuwanderungsgesetz in Kraft und viele Kommunen und Betriebe hoffen, dass hiermit die dringend benötigten Fachkräfte angeworben und gehalten werden können. Augsburg ist hier keine Ausnahme. Insbesondere die städtische Altenhilfe setzt große Erwartungen in das Gesetz. Aus bereits bestehenden Erfahrungen mit Fachkräften aus Bosnien und Serbien wurde aber deutlich, dass zu einer erfolgreichen Integration und einem erfolgreichen Ankommen in Deutschland mehr gehört als eine Arbeitsstelle und die Klärung des Aufenthaltstitels. Die Untestützung der Kommune bezüglich der neuen Fachkräfte darf sich nicht nur auf die Darstellung ausländerrechtlicher Regelungen beziehen, vielmehr sollten die neuen Fachkräfte auch jenseits des Arbeitsalltages in die Aufnahmegesellschaft eingebunden werden. Hierzu soll mit „aktiv-Ankommen“ ein stadtweites niedrigschwelliges Programm zur Integration der neuen Fachkräfte pilotisiert werden – angefangen mit der Bereitstellung von Informationen zu Beruf, Schule und Bildung für mitreisende Familienangehörige, bis zu Mentor*innen und einer engen Begleitung im neuen Berufsumfeld . „Aktiv-Ankommen“ soll gemeinsam mit den internationalen Fachkräften Schritt für Schritt entwickelt werden, so dass auf die unterschiedlichen Bedarfe jeweils eingegangen werden kann. So kann z.B. in kurzen, knappen Formaten über das gesellschaftliche Leben, die Möglichkeiten der Beteiligung und die Zusammensetzung der vielkulturellen Stadt Augsburg informiert werden, oder Besuche bei religiösen Gemeinden, im Stadtrat oder bei Vereinen etc. organisiert werden. Zusätzlich soll exemplarisch mit der Augsburger Altenhilfe eine kritische Diversitätsentwicklung angestoßen werden, die die Strukturen und Prozesse auf Zugänge und Barrieren im Sinne einer inklusiven Einrichtung hin überprüft. Aus der Analyse sollen Veränderungsprozesse initiiert und Maßnahmen für ein inklusives Arbeiten entwickelt und umgesetzt werden.

Das Ziel von „Fit für neue Fachkräfte – aktiv Ankommen“ ist es, somit einerseits Neuzugewanderten und ihren Familien durch den Ausbau entsprechender Beratungsstrukturen und die zielgruppenspezifische Aufbereitung von Informationen nicht nur den Einstieg in den Beruf, sondern auch in die Gesellschaft und die entsprechenden Bildungssysteme zu erleichtern und andererseits die Einrichtungen auf das neue inklusive Arbeiten vorzubereiten.

 

Biografiegespräche der Vielfalt

„Wir begegnen uns in den Gemeinsamkeiten und wachsen an unseren Unterschieden“

Virginia Satir

 

Wir leben in einer vielfältigen Gesellschaft, geprägt von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Die „Biografiegespräche der Vielfalt“ geben Raum für einen Austausch mit anderen Menschen, der im Alltag oftmals so nicht zustande kommt.

Wir nehmen uns Zeit und erzählen, was uns ausmacht und bewegt. Wir entscheiden selbst, was wir mitteilen möchten. Wir gehen achtsam und wertschätzend miteinander um und begegnen uns in einem Raum, der frei von Wertungen und Interpretationen ist. Dabei entsteht eine besondere und intensive Begegnung in unserer eigenen Vielfalt.

 

Das Gespräch findet in einer Runde mit 6 Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern statt und wird von 2 Moderatorinnen begleitet.

 

„Unser Treffen war wirklich sehr bereichernd und interessant verlaufen! Ich war gespannt und  dachte, was und wie machen wir den ganzen Tag?! Ich habe nicht gemerkt, wie die Zeit ganz schnell vorbei war. Wir sahen, dass wir manchmal ähnliche Gefühle und Probleme im Leben hatten und haben, die Menschen aus verschiedenen Ländern, anderen Welten! Es war sehr interessant, jeden zu hören, die bekommene Erfahrungen bleiben in unserer Seele. Vielen Dank, wir sind am Ende wirklich zu guten Freunden geworden!“ Lehrerin aus Kirgisistan

 

Es wurde am Anfang gesagt: Wir treffen uns als Fremde und verabschieden uns als Freunde, dies hat sich bestätigt. Es war eine tolle, bereichernde und mit Emotionen geladenen Begegnung.“ Pädagogin aus Rumänien

 

„Wenn wir einander zuhören, lernen wir dass wir alle etwas gemeinsam haben…individuell aber dennoch geborgen und solidarisch im Kollektiv.“ Bauingenieur mit türkeistämmiger Herkunft

 

Bitte beachten Sie:

Unser Projekt endete am 30.06.2022 offiziell, weshalb die Tür an Tür – Integrationsprojekte vorerst keine weiteren Biografiegespräche anbieten wird.  

 

Ansprechpartnerin:

Sevda Kolkiran
Tel. +49 (821) 907 99 704

Mobil +49 (0)1578 06 12 725
sevda.kolkiran@tuerantuer.de