Offener Brief an Radio Fantasy

Sehr geehrter Herr Valentino, sehr geehrter Herr Schmölz, in Ihrer Sendung „Das neue Frühstücksradio!“ konnten wir am Dienstag, 17. März 2009 in den „best of“ bei den Anmerkungen der Moderatoren zu einem Bericht über eine Comic-Biographie über Michelle Obama folgenden Dialog hören:

Sehr geehrter Herr Valentino, sehr geehrter Herr Schmölz, in Ihrer Sendung „Das neue Frühstücksradio!“ konnten wir am Dienstag, 17. März 2009 in den „best of“ bei den Anmerkungen der Moderatoren zu einem Bericht über eine Comic-Biographie über Michelle Obama folgenden Dialog hören:

Platz 3

Moderator 1: „ Ich glaube, das wird ein relativ pessimistischer Comic, so was wie `Ich sehe schwarz`, `Schwarzer Freitag in Washington`.
Moderator 2: „Ich glaube, einfach negatives.“ (Gelächter)
Platz 2

Moderator 1: „Ich glaube, es wird eher was actionreiches, also irgendwie `Black Mamba schlängelt sich ins Weiße Haus`. (Gelächter)
Platz 1:

Moderator x: „Ich sag jetzt einfach mal `Negerkuss mit Folgen`. (Gelächter)

Mit Entsetzen mussten wir damit zum wiederholten Male hinnehmen, dass in unreflektierter und rassistischer Weise Witze auf Kosten einer Migrant/innengruppe durch Ihren Sender verbreitet wurden.

Die ist kein Einzelfall! Neben Frauen, die immer wieder Opfer sexistischer Witze Ihrer Moderatoren sind, scheint die Gruppe der Migrant/innen eine weitere beliebte Zielgruppe Ihrer Moderatoren zu sein. Wir möchten an dieser Stelle auf zwei exemplarische Beispiele hinweisen, die in den letzten Wochen in Ihren Programmen zuhören waren:

Am späten Vormittag des 13. Februars 2009 wurde das Lied „yéké yéké“ des guineischen Sängers Mory Kanté mit dem Ausspruch „So, jetzt können wir unsere Baströcke wieder ausziehen“ abmoderiert. Es wurden auch schon Rap-Songs als „Buschmusik“ bezeichnet.

Mit solchen und ähnlichen Kommentaren bedienen Sie (veraltete und diskriminierende) Stereotypen zur  Herabsetzung schwarzer Menschen und anderer Migrant/innengruppen.

Als öffentliches Medium, vor allem mit der Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Menschen, sollte radio fantasy Rassismus und Diskriminierung – gerade vor dem geschichtlichen Hintergrund – nicht dulden oder gar initiieren und unter Einhaltung ethischer Grundsätze neben dem Informations- und Unterhaltungsauftrag auch einen gewissen Bildungsauftrag wahrnehmen.

Wir würden uns deshalb wünschen, dass Sie aktiv an einer gesellschaftlichen Integration von Migrant/innen mitarbeiten, anstatt diese Gruppe als Mittel für billige Witzeleien zu missbrauchen.

Gerne sind wir bereit mit Ihnen ein Gespräch über unser Verständnis von interkultureller Öffnung zu führen und vielleicht auch Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammenarbeit zu erörtern. Weitere Diskriminierungen von Migrant/innen werden wir nicht mehr folgenlos hinnehmen.

Tür an Tür – Integrationsprojekte gGmbH

Stephan Schiele
Geschäftsführer

Weitere Unterzeichner

  • Stadt Augsburg, Ausländerbeirat

  • Robert Vogl, Integrationsbeauftragter der Stadt Augsburg

  • Stadt Augsburg, Gleichstellungsstelle

  • Universität Augsburg, Akademisches Auslandsamt,

  • Universität Augsburg, Fach Europäische Ethnologie

  • Israelitische Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg (IKG)

  • Helmut Jung (Vorsitzender) und Wolfgang Peitzsch (Organisationssekretär) DGB, Region Augsburg

  • 1. Bevollmächtigter Jürgen Kerner und 2. Bevollmächtigter Jochen Eger IG Metall Augsburg,

  • Claudia Roth, Bundestagsabgeordnete

  • Institut für  Unternehmensberatung und Bildungsmanagement

  • Evangelische Jugendsozialarbeit, Augsburg

  • Internat und Hort  für Jungen und Mädchen des Protestantischen Kollegiums von St. Anna

  • ADK – Augsburger Deutschkurse

  • junges theater augsburg

  • Peter Bommas, Geschäftsführer, Kulturpark West GmbH

  • KarmaN e.V. (Verein zur Förderung des interkulturellen Austauschs, Augsburg)

  • Michael F. Gebler

  • Mario Scharl

  • Brigitte Eisele

  • Franz Dobler, Autor

  • Yvo Mannheim, Musiker und DJ